Schlaftabletten und Schlafmittel:
Gesund – Schädlich – Suchtgefahr? Die gefährlichen Nebenwirkungen
Schlaftabletten: Keine wirklichen Helfer für einen gesunden Schlaf
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber
In kritischen Momenten wie bei besonderem Stress, zum Beispiel durch den Tod eines Angehörigen, kann die Einnahme von einem Schlafmittel bzw. Schlaftabletten sinnvoll sein.
Dabei ist darauf zu achten, dass die Wahl des Mittels und seine Dosierung individuell durch einen Arzt auf den Patienten abgestimmt sind.
Zu berücksichtigen sind die Ursache der Schlafstörung, die Symptomatik (ob es sich um Einschlafprobleme oder Durchschlafstörungen handelt), das Alter der betroffenen Person, ob schon eine Schlaftherapie vorausgegangen ist und selbstverständlich, ob Krankheiten vorliegen, die gegen die Einnahme bestimmter Mittel sprechen.
So sollen Patienten mit einer Schlafapnoe oder einer Lungenkrankheit keine Benzodiazepine nehmen, da diese die Atmung beeinflussen. Auch für ältere Menschen sind sie oft nicht geeignet, da eine der Nebenwirkungen in einer erhöhten Sturzgefahr besteht, die bei einem nächtlichen Gang zur Toilette schwerwiegende Folgen haben kann.
Auch wenn Schlaftabletten eine unmittelbare Entlastung bewirken und damit unter Umständen vorbeugen, dass die Schlafstörung chronisch wird, ist es wichtig, die Dosis immer so niedrig wie möglich und die Einnahmedauer so kurz wie möglich zu halten, denn es gibt bis heute keine Schlaftabletten ohne Nebenwirkungen. Die Schlafmittel können vorübergehend helfen, aber nicht heilen.
Kurze Übersicht über die Schlafmittel-Klassen
In den letzten Jahrzehnten kamen immer neue Arten von Schlafmitteln auf den Markt. Ältere Medikamente verschwanden, weil sie aufgrund besserer Verträglichkeit modernerer Wirkstoffe verdrängt wurden. Im Blick haben Ärzte dabei also nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Nebenwirkungen.
Benzodiazepine
Mit dem Präparat Librium kam Anfang der 1960er Jahre das erste Benzodiazepin auf den Markt. In den Folgejahren wurden zahlreiche weitere Wirkstoffe der Substanzklasse entwickelt. Die auch Tranquilizer genannten Pharmaka sind Wirkverstärker des dämpfenden Neurotransmitters Gamma-Amino-Buttersäure. Der synaptische Rezeptor des Botenstoffes wird unter dem Einfluss eines Benzodiazepins empfindlicher. Die schlaffördernde Wirkung resultiert aus einem sedierenden, bei hoher Dosierung hypnotischen Effekt. Daneben entspannt sich die Muskulatur (Muskel-Relaxation) und Ängste werden gemindert (anxiolytische Wirkung). Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Krampfanfalles (antikonvulsive Wirkung), weswegen Benzodiazepine auch beim Alkohol-Entzug gegeben werden. Die antiaggressive Wirkung wird in manchen Fällen ebenfalls therapeutisch genutzt.
Benzodiazepine sind schlaffördernd, jedoch nicht schlaferzwingend. Präparate mit kurzer Halbwertszeit eignen sich bei Einschlafstörungen (Beispiel: Midazolam, Triazolam). Tranquilizer mit mittlerer (Beispiel: Oxazepam, Lorazepam) oder langer Halbwertszeit (Beispiel: Valium, Tranxilium) sind sowohl bei Ein- als auch bei Durchschlafstörungen indiziert.
Riskanteste Nebenwirkung ist die Atemdepression, vor allem im Zusammenhang mit Alkohol. Bei Tranquilizern mit langer Halbwertszeit ist ein morgendlicher Überhangs-Effekt zu beachten. Wegen der erheblichen Suchtgefahr dürfen Benzodiazepine nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Das höchste Sucht-Potenzial hat das Präparat Tavor.
Nichtbenzodiazepine
Nichtbenzodiazepine wirken ähnlich wie Tranquilizer auf die GABA-Rezeptoren. Dabei wird entweder die Wirkung des Neurotransmitters GABA verstärkt oder aber nachgeahmt (Mimetikum). Seit 1990 kamen Präparate mit 3 verschiedenen Wirkstoffen auf den Markt (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon). Wegen der kurzen Halbwertszeit sind es Mittel für Einschlafstörungen. Die Präparate wirken sehr ähnlich wie die Benzodiazepine und werden daher als Alternative zu diesen gehandelt. Der anxiolytische, antikonvulsive und muskelrelaxierende Effekt ist allerdings weniger ausgeprägt. Angeblich soll auch das Sucht-Potenzial geringer sein.
Neuroleptika
Neuroleptika sind in erster Linie Mittel zur Behandlung und Vorbeugung von Psychosen bei manifester Schizophrenie. Die Wirkstoffe sind Dopamin-Antagonisten, die die Wirkung des Neurotransmitters durch Rezeptor-Blockade verhindern.
Bei Schlafstörungen ohne Vorliegen schwerer psychischer Erkrankungen werden schwach wirksame Neuroleptika gegeben. Die schlaffördernde, beruhigende Wirkung ist bei diesen Präparaten stärker als bei den hochpotenten Neuroleptika. Beispiele sind Neurocil, Atosil und Truxal.
Neuroleptika gelten als Schlafmittel mit vergleichsweise geringem Sucht-Potenzial und es kommt auch nicht zu einer Abflachung des Tiefschlafes. Hingegen ist stets ein deutlicher Überhang-Effekt am nächsten Morgen zu beobachten.
Zahlreich und teils gravierend sind die Nebenwirkungen. Dazu gehören Herz-Rhythmus-Störungen, Blutbild-Veränderungen, Tremor und Muskel-Fehlfunktionen. Gefürchtet sind besonders die irreversiblen Bewegungsstörungen (Spät-Dyskinesien), die bei jahrelanger Medikation auftreten.
Antidepressiva
Die Gruppe der Antidepressiva ist vielfältig und pharmakologisch uneinheitlich. Ein Teil der Präparate verbessert nicht nur die Stimmung, sondern wirkt auch beruhigend und damit schlaffördernd. Diese Antidepressiva werden in geringer Dosierung als Schlafmittel verwendet (Beispiel: Aponal, Stangyl, Laroxyl). Es sind etwas schwächere Schlafmittel als beispielsweise die Benzodiazepine, dafür ist das Risiko einer Abhängigkeitserkrankung nach gängiger Auffassung geringer. Daher werden Antidepressiva vor allem Patienten verschrieben, die an einer Suchterkrankung leiden. In Frage kommen auch Menschen, bei denen die Schlafstörungen im Zusammenhang mit psychischen Beschwerden stehen. Das Fehlen einer muskelrelaxierenden Wirkung vermeidet auch das Auftreten von Bewegungsstörungen und damit das Sturz-Risiko.
Der Nachteil der Antidepressiva sind ihre schweren Nebenwirkungen. Die Medikamente können zu Leberschäden und Herz-Rhythmus-Störungen sowie Blutdruckabfall führen. Daneben kommen Desorientiertheit, Sehstörungen, Adipositas und Potenzstörungen vor. Die lange Halbwertszeit führt zum unerwünschten und riskanten Überhangs-Effekt am Folgetag. Ungünstig ist das gerade deshalb, weil unter der Medikation der Tiefschlaf reduziert ist oder vollständig unterbleibt. Aufgrund der Toleranz-Entwicklung eignen sich Antidepressiva bei Schlafstörungen nicht zur Langzeit-Medikation. Eine Überdosierung kann letal enden, das gilt besonders bei gleichzeitigem Alkohol-Konsum.
Antihistaminika
Antihistaminika sind ursprünglich Mittel gegen Allergien. Die Müdigkeit nach der Einnahme ist im Grunde eine Nebenwirkung, die bei manchen Präparaten zur Hauptwirkung erklärt wurde (Beispiel: Gittalun, Hoggar N, Halbmond-Tabletten). Die nur schwach als Schlafmittel wirkenden Medikamente sind rezeptfrei erhältlich. Die Wirkung tritt langsam ein, hält lange an (Überhangs-Effekt!) und lässt bei längerer Anwendung insgesamt nach (Toleranzentwicklung). Eine Suchtgefahr scheint ebenfalls gegeben zu sein.
Nebenwirkungen sind Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, der Blase sowie Sehstörungen und sogar Desorientiertheit, speziell bei älteren Menschen.
Distraneurin
Distraneurin ist ein stark wirkendes Beruhigungsmittel, das auch beim Alkohol- und Drogenentzug eingesetzt wird. Gegeben wird das Präparat nur im Rahmen einer stationären Behandlung, weil die Gefahr einer Atemdepression besteht.
Chloralhydrat
Chloralhydrat gilt als veraltetes Mittel, weil der nur leicht beruhigenden Wirkung schwere Nebenwirkungen gegenüber stehen. Der Wirkstoff schädigt Leber, Nieren, Herz sowie den Magen-Darm-Trakt und fördert Zustände von Desorientiertheit.
Barbiturate
Barbiturate sind Narkotika, die den Schlaf absolut erzwingen (Beispiel: Luminal, Lepinal). Die Wirkstoffe beeinflussen zwei Nerven-Rezeptoren gleichzeitig: Sie sensibilisieren die beruhigenden GABA-Rezeptoren und hemmen die AMPA-Rezeptoren, die die nervöse Aktivität fördern.
Barbiturate werden heute nur noch als Antiepileptika eingesetzt und zur Senkung des Hirndrucks. Als Schlafmittel sind die Präparate mittlerweile durch die Benzodiazepine verdrängt.
Barbiturate können schnell schwer abhängig machen, wobei der Entzug mit schweren Komplikationen begleitet sein kann. Schäden an Leber und demGastrointestinal-Trakt sind bei chronischer Anwendung zu erwarten. Eine Überdosierung ist letal.
L-Tryptophan
Die Aminosäure ist Nahrungs- und Eiweißbestandteil. L-Tryptophan ist daneben eine Vorstufe für das Schlaf-Hormon Serotonin. Der sanfte, langsam eintretende Effekt ist nebenwirkungsfrei.
Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das die circadiane Rhythmik steuert. Synthese-Vorstufe im Organismus ist ebenfalls die Aminosäure L-Tryptophan. Früher war Melatonin frei verkäuflich, unterliegt heute allerdings der Rezeptpflicht.
Phytomedizinische Wirkstoffe
Die pflanzlichen Wirkstoffe haben zwar nur eine leichte Wirkung, sind aber dafür frei von Nebenwirkungen. Zudem beeinflussen sie die Qualität des Schlafes günstig und unterbinden nicht den Tiefschlaf. Bekanntestes Mittel ist Baldrian, gefolgt von Melisse, Hopfen, Passionsblume und Kava.
Suchtgefahr bei Schlaftabletten!
Schlaftabletten sollten immer nur ein kurzfristiger Nothelfer sein. Trotzdem machen es sich viele Ärzte zu leicht und verschreiben vorschnell ein zu starkes Präparat.
Wenn das Einschlafen schwerfällt oder der Nachtschlaf ständig unterbrochen ist, wissen sich viele nicht anders zu helfen, als zur Schlaftablette zu greifen.
5 % der Bundesbürger nehmen regelmäßig Schlaftabletten ein. Mindestens jeder Zweite, der über 65 Jahre alt ist und über Schlafstörungen klagt, bekommt vom Arzt ein Medikament verschrieben.
Die Hälfte der Betroffenen gibt an, dass sie trotz des Mittels nicht mehr richtig schlafen kann.
Viele Ärzte machen es sich da einfach zu leicht, wenn sie ihren Patienten immer wieder Schlaftabletten aufschreiben. Natürlich sind die Patienten meist genauso uneinsichtig, denn viele Ärzte geben oftmals nur dem Drängen ihrer Patienten nach.
Doch eigentlich wissen es die Ärzte doch besser: Schlafmittel machen süchtig und haben nur dann einen Sinn, wenn sie kurzfristig eingesetzt werden. Mehr lesen Sie auch im Artikel: Schlaftabletten absetzen. Die Unterschätzung des Sucht-Potenzials resultiert aus dem Irrtum, Sucht sei in erster Linie eine körperliche Abhängigkeit. Dabei ist die psychische Komponente der weitaus stärkere Faktor, weil er die Motivation zum Rückfall mit sich bringt.
Eine US-amerikanische Untersuchung hat ergeben, dass sich bei Anwendern von Schlafmitteln in einem Beobachtungszeitraum von zweieinhalb Jahren signifikant mehr Todesfälle ergaben als in der Kontrollgruppe. Die Forscher hatten für die Studie zahlreiche Daten einer Versicherung ausgewertet. Dabei stellten sie die Werte von 10.529 Hypnotika-Nutzern einer doppelt so großen Kontrollgruppe gegenüber (Hypnotics‘ association with mortality or cancer: a matched cohort study).
Das Risiko war laut Studie sogar bereits bei 18 Einnahmen pro Jahr erhöht und stieg mit der Menge der Einheiten weiter deutlich an. Bei mehr als 132 Einnahmen pro Jahr wuchs nicht nur das Sterberisiko in dem untersuchten Zeitraum, sondern auch die Krebsrate, diese allerdings nur leicht.
Interessant war dabei, dass sich eine Erhöhung des Sterberisikos bei allen acht untersuchten Schlafmitteln ergab, selbst bei den nur kurz wirksamen Arzneien, die gemeinhin als sicher und gut verträglich gelten.
Die Autoren des Fachartikels nennen verschiedene Gründe, die für den Anstieg des Sterblichkeitsrisikos verantwortlich sein können: Eine Überdosierung ist sehr naheliegend. Darüber hinaus stehen Schlaftabletten aber auch in Verdacht, Depressionen auszulösen und die Suizidgefahr zu erhöhen. Da Schlafmittel manchmal die motorischen und kognitiven Fähigkeiten vermindern, könnte es in der Folge außerdem zu mehr Verkehrsunfällen und Stürzen kommen.
Bei Patienten, die an Schlafapnoe, also dem zeitweisen Aussetzen des Atems, leiden, kann sich der Zeitraum des Atemstillstands durch Schlafmittel möglicherweise verlängern. Dies wiederum vermindert den Erholungswert des Schlafes. Unfälle und Stürze können hiervon ebenfalls eine Folge sein.
Dennoch ist diese Studie kein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass Schlafmittel gefährlich sind. Vielmehr ist es ebenso möglich, dass ein umgekehrter Zusammenhang vorliegen kann: Denn Schlafstörungen sind auch ein Symptom zahlreicher schwerer Krankheiten. Also ist es ebenso möglich, dass die Sterblichkeit durch die Erkrankungen selber – etwa Asthma, Schlaganfall oder Diabetes – erhöht ist. Eine Korrelation mit der Einnahme von Schlafmitteln ist dann ebenfalls nur durch die Krankheit bedingt, ohne dass die Medikamente selber in irgendeinem direkten Zusammenhang zu dem Tod stehen.
ALTERNATIVEN ZU MEDIKAMENTEN
Die Naturheilkunde hat viele Möglichkeiten, zu helfen. Beruhigende Heilpflanzen und abendliche Entspannungsübungen (Meditation, Yoga usw.) sowie Akupunktur sind nebenwirkungsfreie Alternativen zu riskanten Medikamenten. Wichtig ist auch, was wir im Laufe des Tages machen, und immer einen gewohnten Zeitplan beibehalten. So hilft es, immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen.
Sport an frischer Luft zur Mittagszeit stellt die innere Uhr auf einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus ein. Abends sollten keine anstrengenden Tätigkeiten mehr verrichtet werden, sonst steigt der Cortisol-Spiegel an, der die Ausschüttung von Melatonin hemmt.
Das Schlaf-Hormon wird verstärkt produziert, wenn das Auge die Wahrnehmung von rötlichem Licht ans Gehirn meldet. Deswegen wirkt dieser Teil des Spektrums zur Abendzeit schlaffördernd, während wir morgens bei blauem Licht schneller wach werden. Die innere Uhr kann man mit der Wahl der richtigen Beleuchtung beeinflussen, wobei Farbfilterbrillen helfen können. Ab 19:00 Uhr sollte generell helles Licht aller Frequenzen vermieden werden. Besonders günstig soll nach Sonnenuntergang Kerzen- oder Mondlicht sein. Die letzte Mahlzeit des Tages sollte 3 Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden.
Elektromagnetische Felder (EMF) beeinflussen die Aktivität der Zirbeldrüse. Das neuroendokrine Organ des Gehirns ist an der Steuerung der Melatonin- und Serotonin-Ausschüttung beteiligt. Daher ist es besser, in EMF-freier Umgebung zu schlafen. Mit einem Gauss-Meter lassen sich EMFs messen und entsprechende Quellen abschalten.
Das eingeschaltete Handy gehört ohnehin nicht auf den Nachttisch. Jede Störung, auch durch unruhige Haustiere, die ins Schlafzimmer kommen, können uns am Einschlafen hindern. Weißes Rauchen von einer speziellen CD kann Geräusche überdecken, die nicht abgestellt werden können.
Vor dem Zubettgehen helfen ein warmes Bad oder eine heiße Dusche. Ein kühles, unter 20 °C warmes, gemütlich eingerichtetes Schlafzimmer, kann die Nachtruhe ebenfalls verbessern. Für den Sommer gibt es kühlende Bettwäsche und Schlafanzüge. Vielleicht hilft es auch, die Schlafumgebung umzugestalten, wozu auch eine bessere Matratze gehört.
Diese Maßnahmen sind immer sinnvoll, aber grundsätzlich muss man den Ursachen auf die Spur kommen. Dann kann eine individuelle Therapie gezielt eingreifen.
DIE INNERE UHR RICHTIG EINSTELLEN
Der Ansatz solcher Therapien ist eine Verhaltensumstellung, die den circadianen Rhythmus ins rechte Lot bringt. Das kann nicht nur den Nachtschlaf verbessern, sondern auch physiologische Funktionen stabilisieren. Denn die innere Uhr steuert auch die Aktivität des Immunsystems, der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Nieren sowie den Zuckerstoffwechsel. Wenn unser Tagesablauf vom Hell-Dunkel-Wechsel abweicht, drohen Diabetes, Bluthochdruck und psychiatrische Krankheiten wie Angststörungen, Depressionen, Psychosen, bipolare Störungen und selbstverletzendes Verhalten. Auch posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) werden verstärkt, wenn wir nachts zu viel Licht ausgesetzt sind.
Die Makrophagen unseres Immunsystems erfüllen ihre Aufgaben morgens optimal. Mit Tierversuchen haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass die Aktivität des NLRP3-Inflammasoms einer circadianen Rhythmik folgt. Dieser Proteinkomplex sorgt für die Freisetzung von Zytokinen (Interleukin-1β (IL-1β), die Abwehrprozesse gegen Krankheitserreger in Gang setzen. Eine Rolle spielen dabei auch die Mitochondrien, deren Aktivität auch der inneren Uhr folgt.
Humanstudien bestätigen ebenfalls, wie wichtig eine gut eingestellte innere Uhr ist. Neben einer „normalen“ 24-Stunden-Aktivität sind es besonders die Mahlzeiten, die an der Synchronisierung unserer circadianen Rhythmik beteiligt sind (Meal Timing Regulates the Human Circadian System). Umgekehrt weisen viele Parameter bessere Werte auf, wenn wir die erste Mahlzeit sehr früh zu uns nehmen und dann im Abstand von 6 Stunden die weiteren. Damit beeinflussen wir den Blutzucker und Blutfette positiv (Triglyceride, Gesamtcholesterin, körpereigene Cholesterinsynthese, LDL- Cholesterin); (Effects of feeding schedule changes on the circadian phase of the cardiac autonomic nervous system and serum lipid levels). Wenn Stoffwechselwerte aus dem Ruder gelaufen sind, kann Intervallfasten dazu beitragen, Insulinresistenz (Diabetes Typ 2) und Blutfettwerte wieder zu normalisieren.
Die mit dem circadianen Rhythmus schwankende Stoffwechselaktivität findet inzwischen medizinische Beachtung. So wird der Zeitplan von Medikationen an die innere Uhr angepasst.
Wer unter Schlafstörungen leidet, kann sich mit Tabletten nur kurzzeitig helfen. Andere therapeutische Maßnahmen sind zwar aufwendiger, können aber nicht nur die Schlafqualität verbessern, sondern auch die gesamte Gesundheit.
Dieser Beitrag wurde im Mai 2021 erstellt und letztmalig am 17.01.2025 aktualisiert.